Bei der Kirche 8
Dieses auffallend große Haus ist das einzige Haus Biedenkopfs, das die drei Stadtbrände 1635, 1647 und 1717 unbeschadet überstand und danach auch nicht abgerissen wurde. Sein Keller, eine vier Meter hohe romanische Halle aus der Zeit um 1180, war ursprünglich Teil eines Burgmannssitzes der Familie Hohenfels, der um 1350 zum Eigentum der hessischen Landgrafen wurde. Damals umfasste die Anlage noch einen Turm, dessen Sockel noch vier Meter hoch erhalten ist, und ein gotisches Steinhaus, das im 17. Jahrhundert abgerissen worden sein muss. Ab 1491 wurde das heutige Haus auf dem Steinsockel errichtet, 1568 um ein Stockwerk erweitert und 1610 unter Schultheiß Heinrich Schenkbar umgebaut und mit zwei neuen Speicherstockwerken versehen. Diese neuen Speicher waren so stabil, dass im Dreißigjährigen Krieg schwedische Truppen vom abgedeckten Dachstuhl aus mit Kanonen das Schloss beschießen konnten. In den Jahren vor 1500 beherbergte das Haus den hessischen Landgrafen Wilhelm III., wenn er zur Jagd in Biedenkopf weilte. 1563 residierte in diesem Haus das Pädagogikum der Marburger Universität, 1611 die hessische Landesregierung, die beide jeweils vor der Pest aus Marburg geflohen waren. Bis 1811 verblieb es in hessischem Staatsbesitz und ist seitdem Privatbesitz. Seit 2010 beherbergt es das private Schenkbarsche Haus Museum.