Schon beim Gang über den Marktplatz wird deutlich, dass dieses Haus eine wichtige Rolle spielte. Es liegt an einer dominierenden Stelle und springt deutlich als Startpunkt der Bebauung vor auf den ehemaligen Viehmarkt. Tatsächlich stand an dieser Stelle schon immer das Weinhaus der Stadt. Dieses brannte beim Stadtbrand 1717 mit ab. An seiner Stelle erhebt sich heute ein Gebäude, das ursprünglich gar nicht nach Biedenkopf gehörte. Wie die drei Fenster im marktseitigen Giebel verraten, handelt es sich um ein sehr reiches Haus. Tatsächlich gehörte es einmal den hessischen Landgrafen und stand in deren Jagdschloss Katzenbach, etwa 10 km von Biedenkopf entfernt. 1774 wurden die Gebäude des Schlosses auf Abbruch verkauft und die Fachwerkteile der Häuser von ihren neuen Besitzern nach Biedenkopf und Friedensdorf transportiert und dort neu aufgebaut. So auch dieses imposante Gebäude, das also eigentlich um etwa 1660 erbaut wurde, nur nicht an der Stelle, an der es heute steht. Mit dieser Baugeschichte ist es typisch für die Biedenkopfer Altstadt, die nach drei Bränden 1635, 1647 und 1717 zum dritten Mal neu aufgebaut werden musste. Da 1635 auch ein Teil des Waldes mit abgebrannt war, mussten eine ganze Reihe Häuser nach Biedenkopf verkauft und dort neu aufgeschlagen werden.