Stadtgasse / Bei der Kirche
Dieser Markt war der erste Marktplatz Biedenkopfs und diente als Lebensmittelmarkt. Wer hier schlechte Ware anbot, kam an den Pranger, ins Halseisen. In den ursprünglich offenen Gewölben unter dem alten Rathaus saßen die Geldhändler und Marktoffiziellen. Die schmale steile Gasse, die gerade die Stadtgasse weiterführt, heißt noch heute nach ihrer mittelalterlichen Verwendung „Scherr“. Eine Scherr oder Schirrn war ein Lebensmittelstand, den Händler von der Stadt oder den Hauseigentümern mieten konnten, üblicherweise für den Fleischverkauf.
Hier steht auch der große Marktbrunnen, der letzte in der Oberstadt. Dieser Brunnen war existentiell wichtig für Biedenkopf, steht die Altstadt doch auf Schiefer, der im Laufe der Erdgeschichte um nahezu 90 Grad gedreht wurde und deshalb kein Wasser halten kann. Deshalb hat kein Haus in der Biedenkopfer Altstadt einen eigenen Brunnen. Man kann klar ablesen, wer in der Biedenkopfer Altstadt früher reich war und wer arm: Die Ärmsten wohnten am weitesten weg vom Brunnen.