Am Schloss
Das Landgrafenschloss auf dem Burgberg stammt noch aus der Zeit, als Hessen noch thüringisch war. Wer es erbaute, ist heute unbekannt. Der Bauweise des Bergfriedes, des großen Turmes, und einer dendrochronologischen Untersuchung (also einer Untersuchung nach den Jahresringen in verbautem Holz) nach stammt es von etwa 1175. Es war ursprünglich deutlich größer, so groß, dass aus der Fehlinterpretation der Reste der ehemaligen Burganlage hinter dem Schloss schon im 15. Jahrhundert die Legende entstand, diese Trümmer seien die ursprüngliche Stadt Biedenkopf gewesen. Leider hatte die Anlage einen wesentlichen Fehler, nämlich die mangelhafte Wasserversorgung. Wie ganz Biedenkopf liegt auch das Schloss auf nicht wasserführendem Schiefer, der einzige mögliche Brunnen liegt heute vor den Mauern des Schlosses. Früher war er zwar innerhalb der Mauern, aber kaum zu verteidigen. So verlor die Burg ihre militärische Bedeutung und wurde im 15. Jahrhundert zum Witwensitz umgebaut, aber wohl nie bezogen. Vom 17. bis zum 19. Jahrhundert diente der Palas als Lagerraum und Getreidelager für die Stadtbevölkerung. Dadurch blieb aber ein unersetzlicher Schatz erhalten, nämlich der Dachstuhl des Hauptgebäudes, der nahezu komplett aus dem 15. Jahrhundert erhalten geblieben ist und in seiner Architektur auch Nichtfachleute begeistert. Er kann als Teil des Schlossmuseums des Landkreises besichtigt werden und beherbergt heute eine einzigartige Sammlung von Trachten und Arbeitsgeräten aus der Geschichte des Hinterlandes. Das Schloss dient zudem als Kulisse für speziell für diesen Ort geschriebene Musicals, die sich als sommerlicher Publikumsmagnet erwiesen haben.